*Gähn*…was, es ist Dienstag, halb7? Wunderbar, endlich ist
es soweit! Handy, Kamera, Prius herrichten, Freund abholen und ab nach Freiburg.
Naja, gut, wir mussten nach [xxx] und einen Zwischenstopp machen, da mein
Freund noch etwas zu erledigen hatte und ich somit allein nach Freiburg fahren
musste. Gut, was solls, macht für mich ja auch keinen großen Unterschied –
dachte ich. Denn die Straße von [xxx] nach Freiburg war wegen Bauarbeiten
gesperrt. Die Umleitung war etwas seltsam ausgeschildert – scheinbar war ich
aber der einzige der sie falsch verstanden hatte, denn meine Strecke führte
Quer durch Wiesen, Wälder und ländliche Gegend, vereinzelt einzelne Häuser und eine
Straße die für mich alleine fast zu schmal war. Da kam es schon zu so manch
lustigen Situationen, beispielsweise wenn mir ein Milchlaster entgegen kommt.
Oder Franzosen die mit einem Affentempo an mir vorbei brettern. Aber verlief
alles gut. Nur mein Zeitplan stimmte mit diesem kleinen Umweg dann leider nicht
mehr so ganz, sodass ich gut eine ¾ Stunde zu spät gekommen bin.
Angekommen in Freiburg:
Parkplatz direkt vor dem Visavajara – wer die
Parkplatzsituation in Freiburg kennt weiß warum – yeah! Dann von Ralf erfahren
dass es sich hierbei um Anwohnerparkplätze handelt und mich das 15€ kosten kann…ach
was solls, die 15€ zahle ich notfalls gern bevor ich mich jetzt noch auf ewige
Parkplatzsuche begebe. Gleich vorab: Wie so oft habe ich einmal mehr kostenlos geparkt ;-).
Roland war im unteren Geschoss noch mit irgendetwas
beschäftigt, wodurch ich dann erst einmal meine „Henkersmahlzeit“ zu mir
genommen habe. Das Visavajara Freiburg gefällt mir sehr was die
Inneneinrichtung betrifft, verglichen zu so manchem Tattooladen bei uns sehr
modern, geschmackvoll, freundlich und Hell. Hier in [Heimatstadt] lungern in den
Tattooläden eher Totenköpfe rum und es handelt sich um alte, in die Jahre
gekommene Holzhäuser. Nach etwa einer viertel Stunde kam dann auch Roland, er
rauchte dann erstmal eine und wir haben uns nochmal über den Split unterhalten.
So habe ich von ihm unter anderem auch erfahren dass hauptsächlich Menschen in
gehoberen Positionen, also Manager oder Firmenchefs, sich einen Split machen
lassen da dieser weniger auffällig wie Tattoos oder Piercings sind, aber umso
mehr Spaß machen. Na das klingt ja vielversprechend.
Die Prozedur:
Nachdem er etwa 10 Minuten die Werkzeuge vorbereitet hatte
ging ich dann zu ihm in den Behandlungsraum. Ich selbst bin ja Hobbymäßiger
Lichttechniker und helle Scheinwerfer gewohnt, aber das an der Decke – verdammt
ist das hell! Naja, um mich etwas zu beruhigen haben wir uns erstmal meinen
Penis angesehen, da ich auch an Genital Beads interessiert bin, was aber
einige werden und mir nach der günstigsten und besten Methode für viele Beads
geschaut haben. Dieser Versuch mich zu beruhigen hat aber schlecht
funktioniert. Äußerlich habe ich durchaus ruhig gewirkt, denke ich, innerlich
hatte ich aber, verständlicherweise, einen relativ hohen Puls und doch etwas…wie
nenne ich es…ja, Angst vor dem Eingriff gehabt. Respekt, wie es wohl sein wird,
wie weh es tun wird und was mich erwartet.
Ich wurde mit einem Operationskittel eingekleidet damit
meine Klamotten nicht voll mit Blut werden, dann wurde angezeichnet wie der
Split werden soll. Wir haben uns beide auf Maximaltiefe geeinigt, was in der
Praxis die beeindruckende Tiefe von rund 4cm sind – im Netz werden 3cm schon
als „sehr tief“ bezeichnet. Ich hoffe nur dass das ganze nicht zusammenwächst,
was von Roland aber verneint wurde, warum erkläre ich später.
Als es dann soweit war und ich mich auf die Liege gelegt
habe war die Anspannung, die Angst und der Puls auf dem Höchststand. Meine Zunge wurde dann mit geeigneten Maßnahmen die ich nicht näher erläutere betäubt, etwas das nicht alle Bodymodder machen. Aber es hat sich gelohnt.
Nachdem meine Zunge dann Taub war – die Betäubung war
tatsächlich das schmerzhafteste an der ganzen Prozedur, das stechen jedes
normalen Piercings ist schmerzhafter - wurde das ganze dann nochmal gemeinsam
mit Ralf angesehen, daraufhin zwei Zangen an je eine Zungenhälfte angesetzt.
Mein Puls ging runter, man spürte es kaum.
Das ging etwa 5 Minuten so bis die Zangen perfekt saßen –
die wohl nervendste Sache der ganzen Prozedur, ständig die Vorahnung dass
gleich etwas passiert, du weißt aber nicht wie es sein wird und wann.
Als dies dann endlich fertig war kam es zum eigentlichen
Schnitt, ausgeführt mit einem Chirurgenskalpell. Angefangen an mir zu säbeln
und ich spürte: NICHTS! Absolut gar nichts, nur Blut im Mund und dass so
langsam die Zunge zu zwei Teilen wurde. Wahnsinn! Mein Puls ging dann extrem
schnell auf „Normal“. Auch das vernähen der Wundränder später war absolut
schmerz- und Gefühlsfrei. Es ist nur ein sehr komisches Gefühl wenn dir bei
vollständigem Bewusstsein im Mund rumgenäht wird. Dieses Nähen bewirkt laut
Roland aber dass der Split schön rund wird, die Zunge nicht wirklich
zusammenwächst und auch nicht verklebt – na hoffentlich wird sie nicht
zusammenwachsen, die Tiefe ist nämlich toll!
Nachdem das ganze fertig war musste ich noch etwas liegen
bleiben bis die Blutungen besser wurden. Auch hatte Roland etwas Angst um
meinen Kreislauf, aber völlig unbegründet, mir ging es blendend, auch durch
meine Vorgeschichte mit diversen Unfällen, wo es teilweise relativ heftig
blutete! Erst langsam hinsetzen, dann vorsichtig aufstehen – kein Problem. Ab
vor den Spiegel: Cool! Du hast es jetzt tatsächlich gemacht. Und witzigerweise
konnte ich beide Zungenhälften schon voneinanderstrecken, etwas das andere erst
üben müssen.
Ich habe mir dann noch Wasser zum trinken geholt, mich raus
an die frische Luft gesetz, etwas ausgeruht und meinem Freund geschrieben dass
ich jetzt wohl bald losfahren werde.
Als ich damit dann fertig war ging es vor an die Theke,
bezahlen (350€), Termin fürs Fädenziehen ausmachen (Montag, also 6 Tage nach
dem Split), ich habe noch seine Handynummer für Rückfragen/Notfälle bekommen
und bin dann abgedüst. Die Heimfahrt ging gottseidank nicht über die vorherige
Waldstrecke, aber durch die Sperrung musste ich trotzdem einen Umweg von 30km
in Anspruch nehmen. Während der Fahrt war mein körperlicher Zustand…ja,
erschöpft, neugierig, müde – alles auf einmal. Der Rat von Roland am Telefon
dass ich nicht alleine die Heimfahrt antreten sollte ist durchaus begründet und
sollte wirklich dringend beachtet werden. Während der Fahrt begann dann auch
die Wirkung der Schmerzmittel nachzulassen, und das hat man gemerkt. Die Zunge
blutete auch noch nach, war aber nicht weiter tragisch.
Ich bin dann aber nach rund einer Stunde Fahrt heil an der
Wohnung meines Freundes angekommen, von da an fuhr dann er. Das war auch besser
so, ich war wirklich ziemlich schlapp gewesen, musste immer wieder nach dem
Split schauen, wie es ihm geht, ob es noch blutet etc.
Wir sind dann nach rund 3,5 Stunden fahrt am Elternhaus
meines Freundes angekommen, von da an fuhr ich dann die restlichen 3km zu mir
nach Hause. Von ihm habe ich noch Ibuprofen und Mundspülung mitbekommen. Ich
bin bekennender Gegner von Schmerzmitteln, aber in der Nacht darauf habe ich
sie tatsächlich nehmen müssen.
Die erste Nacht: Autsch, das tut weh! Naja, dann lege ich
mich mal schlafen. Vorher noch schnell Eiswürfel und Früchtetee mit Stevia
gemacht um Tags drauf selbstgemachten Eistee zu trinken. Fertige Getränke sind aufgrund des Säuregehalts, abzusehen von stillem Wasser, eigentlich nicht trinkbar.
Noch etwas Fringe angesehen, Musik gehört, ich war aber so
schlapp dass ich mich schnell schlafen gelegt habe. Das war zumindest der Plan.
Obwohl ich müde war konnte ich partout nicht einschlafen, Hauptgrund waren
sicherlich die Schmerzen in der Zunge. Als ich um 3:00 nachts dann immer noch
nicht schlafen konnte habe ich mir dann doch eine Ibuprofen 400 eingeschmissen,
Eiswürfel gelutscht (Zunge war mittlerweile angeschwollen) und nochmal eine
Kanne Tee zubereitet, nur so als Vorbereitung. Dabei ist mir um 3:00 Nachts
dann der Wasserkocher um die Ohren geflogen, da dieser Undicht war und sich
Wasser auf der Basisplatte gesammelt hat, wodurch es zu einem Kurzschluss
zwischen Phase und Nullleiter kam. Tolle Sache, hat sehr angenehm nach verbranntem
Plastik gerochen. Jetzt ist ein neuer bestellt – nicht von Siemens.
Zwei Eiswürfel im Mund und 5 im Tee später konnte ich dann
nach etwas Musik endlich einschlafen und habe bis zum kommenden Morgen
durchgeschlafen. Entgegen meiner vorherigen Operationen hat das Ibuprofen
wunderbar funktioniert.
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